GALERIE HEIKE CURTZE, WIEN, 2000
GABRIELE SEETHALER, SPIEGELEIEN MÜTTER-TÖCHTER, ERÖFFNUNG: DR. DANIELLE SPERA

Eröffnung: Mittwoch 29. November 2000, 19 - 21 Uhr, Souterrain

30.11. - 20.12.2000

Mit der Ausstellung „Spiegeleien“ stellt die Galerie Heike Curtze erstmals die Fotografin Gabriele Seethaler mit einer Einzelaustellung in Wien vor.

Die promovierte Biochemikerin Seethaler, ausgebildet in der exaten Welt der Naturwissenschaften, zeigt sich mit diesen Arbeiten als einfühlsame, intuitive arbeitende Künstlerin.

Sie lichtet Ihre Modelle Mütter und Töchter - manchmal auch Söhne - nicht direkt ab, sondern läßt sie in einem Spiegel mit Facettenschliff blicken. Durch den Facettenschliff entsteht eine Kante, die das „zweite Gesicht“ neben dem Spiegelbild zum Vorschein bringt. Meist weist dieses zweite Gesicht einen etwas anderen Ausdruck auf, da die Kante ein gebrochen ist und das Gesicht in einem anderen Winkel erscheint. Bei manchen Menschen ergibt sich auch ein perfekter Übergang von einem Ich zum anderen Ich. Die Größe des zweiten Gesichtes hängt von der Gesichtsform, der Entfernung des Modells bzw. der Entfernung der Kamera vom Spiegel ab.

Der Spiegel hat noch eine zweite Funktion, da nicht direkt fotografiert wird, nimmt er die Scheu vor der Kamera und die Modelle können sich viel natürlicher geben. Die Aufnahmen zeigen viel eher das wahre Portrait und mit dem zweiten Gesicht „Seelenblicke“.

Fotografiert wurde u. a.: Timna Brauer, Gabriele Braunsberg, Kanstanze Breitebner, Sibilla Faltrinelli, Gariela Kander, Kris Krenn, Fancesca von Habsburg, Gräfin Andrea Herberstein, Susanna Klik, Eva-Maria Neumann, Danielle Spera.

Die Fotos wurden als großformatige Jet-Prints auf semitransparenter Folie abgzogen.

SPIEGELEIEN

Mütter – Töchter

Galerie Heike Curtze, Wien, 29.Nov. – 20.Dez. 2000

Dr. Danielle Spera

Manchmal, wenn ich meine Tochter anschaue, sehe ich Photos aus meiner Kindheit vor mir. Schwarzweiß-Photos aus Anfang der 60er Jahre. Ich finde in Rachels Gesicht meine Züge als Kind wieder, ein schelmisches Kinderlachen; einen verschmitzten Blick, genau wie auf meinen alten Schwarzweiß-Photos.

Wie ein Blick in den Spiegel, der mir selbst eine Zeitreise in meine Kindheit ermöglicht. Hie und da tauchen dann sogar sehr frühe Erlebnisse wieder auf. Tatsächlich sehen wir einander sehr ähnlich. Wenn sie mich imitiert, kommt ein kleines zweites Ich zum Vorschein. Meine Tochter wird zu meinem Spiegelbild.

Das Projekt „Spiegeleien“ von Gabriele Seethaler setzt sich genau mit diesem Phänomen auseinander. Ihre eindrucksvollen Photos scheinen meine Erlebnisse mit meiner Tochter zu bestätigen.

Alle Mütter und Töchter blicken in den gleichen Spiegel, scheinbar ein Spiegel der Seele, man erfährt die Dualität, sieht Töchter als Spiegelbild ihrer Mütter und manchmal auch umgekehrt. Das Spiel mit Licht und Schatten vervollständigt die Seelenblicke. Blicke in den Spiegel, die einen Lebenskreislauf erzählen – ohne geschwätzig zu sein.

GABRIELE SEETHALERART SCIENCE FUSION
© 2009 Gabriele Seethaler