Der Grenzgänger, Gedenkveranstaltung für Carl Djerassi, 2016
Jüdisches Museum Wien

Der Grenzgänger: Gedenkveranstaltung für Carl Djerassi

Am 30. Januar 2015 starb Carl Djerassi im Alter 91 Jahren in San Francisco. Als Sohn einer österreichisch-bulgarischen jüdischen Ärztefamilie musste er 1938 aus Wien flüchten und begann in den Vereinigten Staaten eine steile wissenschaftliche Karriere als Chemiker. Durch seinen Beitrag zur Entwicklung der "Pille" wurde er weltberühmt. Nachdem der Professor an der Stanford University weit über 1000 wissenschaftlichen Beiträge publiziert und mit Ausnahme des Nobelpreises alle wichtigen Preise in seinem Fach erhalten hatte, wandte er sich in den 1980er Jahren der Literatur zu.

Mit seinen Romanen, Dramen, Kurzgeschichten und Gedichten etablierte er ein neues literarisches Genre, die „Science-in-Literature“, das die Naturwissenschaften und insbesondere ihre Protagonisten als kulturelle Phänomene darstellt. Dadurch trägt er auf kritische Weise zu dem Dialog zwischen Wissenskulturen bei, ein Dialog, der durch seine Kunstexpertise als Sammler der Werke Paul Klees noch unterstrichen wird.

Mit dem Beginn seiner literarischen Periode hat er seine Beziehung zu seiner Heimatstadt Wien und zu Österreich erneuert und verstärkt – sinnfällig ausgedrückt u.a. durch die Schenkung der Hälfte seiner Klee-Sammlung an die Wiener Albertina.

Der österreichische Amerikanist Walter Grünzweig, der an der Technischen Universität Dortmund lehrt, kommentiert Djerassis Werk seit Jahren im Wiener „Standard“ und ist auch Herausgeber eines Sammelbandes zum Werk Djerassis. Die Österreichische Biochemikerin und Fotokünstlerin Gabriele Seethaler arbeitete mit Carl Djerassi an seinem Buch "Vier Juden auf dem Parnass. Ein Gespräch. Benjamin - Adorno - Scholem - Schönberg".

In dieser Gedenkveranstaltung werden Grünzweig und Seethaler Carl Djerassis Stellung als Grenzgänger zwischen Kulturen und Disziplinen, zwischen Chemie, Literatur und Kunst, als Wiener Jude und austroamerikanischer Wissenschaftler würdigen.

Einlass 16:45 Uhr

Eintritt frei

Foto © Gabriele Seethaler

         

GABRIELE SEETHALERART SCIENCE FUSION
© 2009 Gabriele Seethaler