AUSTRIAN CULTURAL FORUM, BERLIN, CHARITÉ, 2004
IDENTITY genotype-phenotype, Gabriele Seethaler in collaboration with Franz Neuhuber & Renald Deppe, and Gallery Heike Curtze, Vienna - Berlin

ÖSTERREICHISCHES KULTURFORUM BERLIN

   GALERIE HEIKE CURTZE   Wien-Berlin

   CHARITÉ BERLIN

                                                                                        

präsentieren

 

GABRIELE SEETHALER   IDENTITÄT genotyp-phaenotyp

 

in Zusammenarbeit mit

RENALD DEPPE (Komposition) und PROF.DR.FRANZ NEUHUBER (genetische Fingerabdrücke)

 

Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein zur Eröffnung der Ausstellung

Aufführung der musikalischen Identitäten:

Renald Deppe (Saxophon, Klarinette), Margarethe Deppe (Cello), Johanna von der Deken (Sopran)

 

am Donnerstag, dem 13. Mai 2004 um 19.30 Uhr

 

Begrüßung: Botschafter Dr. Christian Prosl

Zur Eröffnung spricht: Dr. Alexandra Karentzos, Nationalgalerie

 

Österreichische Botschaft - Stauffenbergstraße 1 – 10785 Berlin

Ausstellungsdauer: 14.Mai – 9.Juni 2004, Mo-Fr 12h-16.30h, oder nach Vereinbarung

 

 

Parallel dazu Eröffnung des zweiten Teiles  der Ausstellung am 13. Mai 2004, um 17.30 Uhr

Im Robert-Koch-Hörsaal, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Campus Charité Berlin Mitte,

Dorotheenstraße 96, 10117 Berlin

Es spricht : Prof. Dr. Dr. Ulf Goebel

Galerie Heike Curtze Wien-Berlin, Mommsenstrasse 11/1.Stock, D-10629 Berlin

galerie.curtze@vienna.at  www.kunstnet.at/curtze

 

Im Spiegelkabinett des Ichs.

Identitätskonstruktionen zwischen Kunst und Gentechnologie

 

„Was du da siehst, ist der Schein des zurückgeworfenen Bildes, aus sich selbst ist es nichts.“ Ovid beschreibt so in den Metamorphosen das Spiegelbild des Narziss auf der Wasseroberfläche. Die Flüchtigkeit von Spiegelbildern wird in den Fotografien Gabriele Seethalers eindrucksvoll festgehalten. Was zunächst als direkter Blick der Kamera auf die Person erscheint, erweist sich als Blick in den Spiegel, der durch die Wahl des Ausschnittes gleichsam unsichtbar wird. Durch einen Facettenschliff im Spiegel werden die Portraitierten zudem noch einmal gedoppelt, es entstehen gleichsam multiple Identitäten. Eine solche Vervielfältigung verweist darauf, dass die Persönlichkeit buchstäblich mehr Facetten hat, als in einem einzigen Bild zurückgespiegelt werden kann. Seethaler erweitert aus diesem Grund das Abbild um eine genetische und musikalische Referenz: Zum einen wird die Erbinformation in Zusammenarbeit mit Franz Neuhuber vom Institut für Gerichtsmedizin der Universität Salzburg in Form einer Tabelle, die einzelne DNA-Sequenzen darstellt, visualisiert. Zum anderen findet die Person ein Echo in der Musik des Komponisten Renald Deppe, die er in einem abstrakten Noten-Bild festhält und die gängige musikalische Ordnungsraster sprengt. Durch den Bezug der Musik auf den Gencode erinnert dieser selbst an ein Notensystem, so dass die naturwissenschaftliche Darstellung eine Ästhetisierung erfährt. Die promovierte Biochemikerin Gabriele Seethaler verknüpft damit den Objektivitätsanspruch der Naturwissenschaft mit dem Kunstkontext. Dem Phaenotyp, der auf den Fotos erscheint, wird ein Genotyp zugeordnet. Die vollständige Erfassung der Person ist damit jedoch auch nicht gegeben, sondern bleibt jeweils fragmentarisch.

Wie die Fotografie und auch das Spiegelbild impliziert der Gencode bereits ein indexikalisches Moment, sie scheinen Abdruck einer Realität zu sein. Daher werden sie auch als Indizes, als Beweise zur Identifizierung von Personen eingesetzt. Auch der Spiegel dient der Erkennung des Ichs: „Der da bin Ich! Ich erkenne! Mein eigenes Bild ist’s!“, wie Ovids Narziss ausruft. Bei Seethaler wird Fotografie zu einem Medium der Selbst-Reflexion in jedem Sinne des Wortes.

 

Dr. Alexandra Karentzos, Nationalgalerie Berlin, 2004

 

GABRIELE SEETHALERART SCIENCE FUSION
© 2009 Gabriele Seethaler