FREUD MUSEUM, BERGGASSE 19, Wien, 2010
IDENTITÄT GENOTYP-PHAENOTYP, GABRIELE SEETHALER IN ZUSAMMENARBEIT MIT FRANZ NEUHUBER & RENALD DEPPE UND GALERIE HEIKE CURTZE

The Sigmund Freud Museum, Lounge

Berggasse 19, 1090 Wien

Identität Genotyp-Phänotyp von Gabriele SeethaleR

Im Rahmen der Konferenz

NÄHE Verbot Ordnung–Genealogie im Umbruch (http://www.live-pr.com/n-196-he-verbot-ordnung-genealogie-im-r1048429285.htm)

zeigt das Sigmund Freud Museum ab 26.3.2010 die Arbeit Identität genotyp-phaenotyp von Gabriele Seethaler in Zusammenarbeit mit Franz Neuhuber, Renald Deppe und der Galerie Heike Curtze in der Lounge Berggasse 19. (http://www.gabrieleseethaler.com/de/index/project/id/21)

 

Identität Genotyp-Phänotyp -

von Danielle Spera, 2002 (gekürzte Fassung)

Der genetische Fingerabruck als unentrinnbare Wahrheit oder Mythos? Jedenfalls ein Schlüssel zur Identität, zur „Echtheit“ einer Person. Genau mit diesem Thema setzt sich die promovierte Biochemikerin Gabriele Seethaler auseinander. Ausgebildet in der exakten Welt der Naturwissenschaften, hat sie ein faszinierendes Fusionsprojekt zwischen Kunst und Wissenschaft geschaffen, entstanden durch die Zusammenarbeit mit Prof. Franz Neuhuber und Prof. Edith Tutsch-Bauer vom Institut für Gerichtsmedizin der Universität Salzburg und dem Komponisten Renald Deppe.

Mit IDENTITÄT Genotyp-Phaenotyp ist ein reizvolles Konzept verwirklicht worden, dessen Faszination man sich kaum entziehen kann: Das äußere subjektive Erscheinungsbild, - im Falle Seethalers sind das Blicke in den Spiegel - wird mit dem genetischen Fingerabdruck - der objektiven Identität - kombiniert und vom Komponisten Renald Deppe in eine Partitur umgesetzt, sozusagen zum musikalischen Fingerabdruck transformiert.

Im Genotyp werden 11 Chromosomenpaare, zur Hälfte aus väterlicher und mütterlicher Erbinformation zusammengesetzt, zur DNA-Typisierung herangezogen. Die einzelnen Individuen unterscheiden sich durch die unterschiedliche Anzahl der Wiederholungseinheiten kurzer Sequenzen. Aus der Anzahl der Wiederholungseinheiten lässt sich der für jeden einzelnen charakteristische Genotyp bestimmen.

Gabriele Seethaler sieht den genetischen Fingerabdruck als symbolisches Familienportrait, als ein Dokument unserer genetischen Geschichte. Die sogenannte Typisierung des Ich wird im Phaenotyp umgesetzt. Gabriele Seethaler lichtet ihre Modelle nicht direkt ab sondern lässt sie in einen Spiegel mit Facettenschliff blicken. Durch den Facettenschliff entsteht eine Kante, die das "zweite Gesicht" neben dem Spiegelbild zum Vorschein bringt. Genau diese Innenschau ist der zentrale Punkt in Gabriele Seethalers Arbeit.

Dem Komponisten Renald Deppe ist es mit seiner faszinierenden Umsetzung gelungen, einen besonderen Akzent zu setzen. Er hat sich intensiv mit den Portraitierten auseinander gesetzt, mit jedem einzelnen genetischen Fingerabdruck und dem Blick in den Spiegel. Dazu hat der vielseitige Musiker die entsprechende Musik komponiert, sozusagen noch eine musikalische Identität geschaffen.

Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit scheint nicht nur das Abbild, sondern auch das Leben endlos vervielfältig- und gestaltbar. Die Verschmelzung der Gentechnologien mit den Medien und ihren Visualisierungsformen bindet diese in ein duales Denken von Original und Kopie ein. Original, Spiegelbild und Dokument des biologischen Ursprungs in Kunst umgesetzt – eine Herausforderung, die in Seethalers Arbeit perfekt gelungen ist.

 

GABRIELE SEETHALERART SCIENCE FUSION
© 2009 Gabriele Seethaler